Artikel über Süchte

Dieses Kapitel aus meinem Buch: "Leidest du noch oder lebst du schon?" soll Ihnen helfen zu verstehen, wie ich über Süchte und Ihre Therapie denke und arbeite.

Denn immer wieder rufen Menschen bei uns an und denken mit Hypnose kann man mal schnell etwas weghypnotisieren.

Dem ist nicht so. Und wenn es doch gemacht würde, kann es fatale Folgen nach sich ziehen.

 Kapitel aus meinem Buch: „Leidest du noch oder lebst du schon?“

 
Kapitel 1.8 Weshalb Abnehmenwollen und mit dem Rauchen aufhören meist nicht lange anhält oder erst gar nicht gelingt

 

Wenn Menschen bei mir anrufen und mit dem Rauchen aufhören oder abnehmen wollen, frage ich immer erst nach ihrer Motivation. Denn allzu oft denken sie, dass ich das einfach so machen kann. Sie wollen die Verantwortung abgeben.

Bei uns melden sich oft auch Menschen nach einer Hypnosesendung im Fernsehen, in der ein Hypnotiseur gezeigt hat, wie er mit Hypnose das Rauchen oder Abnehmen »behandelt«. Meist haben die Klienten es natürlich schon ohne größeren Erfolg mit allen Mitteln versucht. Und jetzt muss jemand her, der das für sie erledigt.

Wie an anderer Stelle schon beschrieben, ist so ein Wunsch zwar verständlich, aber Ihrem Organismus gegenüber sehr respektlos. Denn der signalisiert durch die Symptome Rauchen oder Übergewicht, worin das Problem besteht. Wenn diese allerdings nicht verstanden werden, können sie auch nicht geheilt werden.

Was gibt es da also zu verstehen ? Zunächst einmal: Es sind Süchte. Und diese kommen vom »Suchen«. Der Mensch mit einem Drogenproblem ist also immer auf der Suche nach seinem Heilwerden.

Nicht nur Essen und Rauchen sind Drogen, zu viel Alkohol, viel Fernsehen, viel Lesen, viel Sport, dauerndes Sichverlieben, zu viel Arbeit, das Streben nach Anerkennung, ständiges Jammern, häufiges Diskutieren oder die Spielsucht – genau genommen alles, was den Menschen von sich ablenkt, kann eine solche Sucht darstellen.

Und warum müssen Menschen sich oft von sich ablenken ? Weil sie sonst unruhig werden. Denn ihr meist unbewusster und dadurch unterdrückter Schmerz lässt sie nicht zur Ruhe kommen. Der ständige Antrieb lässt sie auf der Flucht sein. Und sämtliche Drogen sind nichts anderes als Fluchthelfer. Doch diese Flucht wird nur nicht gelingen. Sie ist von vornherein zum Scheitern verurteilt. Denn das, vor dem sie fliehen wollen, ist in ihnen. Wohin sie auch fliehen, es kommt mit.

Diese innere Unruhe ist ein unverarbeiteter Schmerz aus der Vergangenheit. Meist aus der Kindheit. Also ein kleines, unschuldiges Wesen, das doch nur um zu überleben auf sich aufmerksam machen möchte. Und was bleibt ihm anderes übrig als zu nerven. Denn der Mensch hört nicht zu bzw. in sich hinein. Es wurde ihm in der Kindheit auch nicht beigebracht, auf sich zu hören. Es hieß seitens der Eltern oft: »Nimm dich nicht so wichtig !«, »Hörst du mir nicht zu ?«, »Hör auf zu nerven !« usw. Und jetzt soll man plötzlich auf sich hören ? Kein Wunder, dass das nicht so einfach funktioniert.

Jeder Therapeut, der den Menschen dies wegtherapiert, ist nichts anderes als ein Fluchthelfer, der es nicht verstanden hat, was er dem Patienten für einen Schaden zufügt. Das innere und nervige Gefühl, oder besser gesagt: das innere Kind, möchte verstanden, angenommen und geheilt werden. Und nicht beseitigt bzw. umgebracht.

Viele Menschen wollen das so nicht verstehen, sie wollen es einfach nur weghaben. Sie haben Angst davor, was auftauchen könnte, würden sie diesen Gefühlen Raum geben, auch wenn das in der Therapie stattfindet. Einfach bloß nicht hinschauen und fühlen wollen.
Ich kläre darüber bereits am Telefon auf, bevor jemand einen Termin bekommt, und habe kein Problem damit, wenn das jemand nicht so sehen kann oder will. Ich arbeite auf jeden Fall mit niemandem, der einfach nur Symptome weghaben möchte. Dazu können sie dann zum Arzt gehen.

Wir haben auch des Öfteren Anrufer, die bereits bei einem Hypnotiseur waren, der ihnen das Rauchen einfach weghypnotisiert hat. Und danach haben sie ohne Kontrolle zugenommen, obwohl sie bis dahin in ihrem Leben nie Probleme mit dem Essen hatten. Manche wollen dann von mir, dass ich ihnen das auch noch weghypnotisiere. Erst nach meiner Aufklärung verstehen sie dann, dass das Essen eine Symptomverschiebung darstellt, sie es also der Unfähigkeit des Hypnotiseurs zu verdanken haben.

Wenn wir dann daran arbeiten, wird sehr schnell klar, dass das, was früher zum Rauchen und jetzt zum Essen zwingt, ein und dasselbe Gefühl aus der Vergangenheit ist. Und dass nach dessen Bearbeitung nicht nur die Sucht in Bezug auf das Essen und natürlich auch auf das Rauchen erledigt ist, sondern auch noch andere, bis dahin unbewusste Suchtmechanismen nicht nur aufgedeckt wurden, sondern nicht mehr nötig sind.

Es gibt natürlich jede Menge Suchtauslöser. Alle haben eines gemeinsam: Sie wollen verstanden und geheilt werden. »Wegmachen« ohne zu verstehen, um was es geht oder ging, ist logischerweise immer eine sehr riskante Sache.

Wenn Menschen der Meinung sind, dass sie kein Problem haben und es nichts zu verstehen oder heilen gibt, frage ich immer: »Wollen Sie wirklich abnehmen oder mit dem Rauchen aufhören ?« Sie sagen dann natürlich immer Ja.

 

Dann sage ich: »Schön, dass wir das so schnell klären konnten, dann hören Sie doch einfach auf !« Ich höre dann immer das Gleiche: »Das kann ich nicht.« Ich frage dann: »Soll das heißen, Sie haben keinen freien Willen ! ? Wenn Sie vom Kopf her eine Entscheidung treffen, sollte Ihnen doch der Körper folgen. Heißt das etwa, Sie haben einen Teil in sich, der stärker und mächtiger ist als Sie ? Und diesen Teil soll ich jetzt umbringen ! ? Wenn Sie schon nicht gegen ihn ankommen, dann sollten Sie eher versuchen, mit ihm Kontakt aufzunehmen. Schließen Sie mit ihm Freundschaft und finden Sie heraus, was er wirklich möchte. Wenn Sie ihm das geben, was er wirklich will, wird er sicher mit der Ersatzbefriedigung aufhören. Denn eines möchte dieser innere Teil sicher nicht: Sie und damit sich selbst umbringen. Dieser Teil möchte immer nur das Eine: geliebt und akzeptiert werden.«

 

Wenn jetzt jemand sagt: »Was soll denn das heißen ? Dass ich einen Teil in mir habe, der macht, was er will bzw. der selbstständig eine Entscheidung treffen kann ?« Dann sage ich: »Versuchen Sie diesen Teil doch zu ignorieren, indem Sie aufhören zu rauchen. Sie werden nach ein paar Stunden deutlich fühlen, wie mächtig dieser Teil ist. Und vor allem, dass er die Kontrolle hat und sicher nicht Sie.

Also machen Sie lieber Ihren ›Feind‹ zum Freund. Und Freunde möchte man normalerweise um sich haben und nicht ständig versuchen, sie um die Ecke zu bringen.«

Sicherlich gibt es immer wieder Menschen, die einfach mit dem Rauchen aufhören. Sie haben eine Entscheidung getroffen und dadurch diesen Teil ausgeblendet. Früher oder später wird er auf der einen oder anderen Ebene doch wieder zum Ausdruck kommen. Ich denke, nur in den wenigsten Fällen wird dann der Zusammenhang erkannt.

Nun ja, jeder sollte für sich herausfinden, was er möchte oder nicht möchte.

Unser Anspruch an unsere Arbeit ist, die Menschen maximal aufzuklären und zu akzeptieren, wenn sie sich lieber langsam, aber sicher umbringen wollen. Selbst wenn ich mich irren sollte, ist meine Methode absolut ungefährlich. Denn sie geht immer auf Nummer sicher.
Um es jetzt noch einmal zusammenzufassen und auf den Punkt zu bringen: Ich glaube, dass unser Organismus ein geniales, sich selbst regulierendes und selbst heilendes System ist, das, wenn etwas schiefläuft, auf sich aufmerksam macht. Wenn wir diese Signale verstehen lernen, können wir unseren Organismus nicht nur unterstützen, sondern wir hören dann auch auf, uns ständig falsch und unnötig einzumischen.

Jede Droge ist ein solches Signal, das uns anzeigt, was läuft.

 

Beim übermäßigen Essen wird uns z. B. signalisiert:

  • dass wir aus unserer Mitte geraten

  • etwas in uns hineinfressen, also Gefühle unterdrücken

  • wir uns so eine orale Befriedigung bereiten, also uns etwas Gutes gönnen wollen. Und das durch Essen, da wir es anders nicht können

  • dass wir uns einen Schutzpanzer zulegen wollen

 
Beim übermäßigen Alkoholgenuss:

  • möchte man seine Gefühle ausblenden

  • die Wahrheit vernebeln

  • der Wahrheit nicht ins Auge sehen

  • das Leben etwas leichter nehmen

 

Meist wollen Menschen, die über eine längere Zeit jeden Abend ein Glas Wein oder Bier trinken, nicht wahrhaben, dass sie bereits drogenabhängig, also Alkoholiker sind. Die Verleugnung ist bei Alkoholikern sehr groß. Oft streiten sie es ab und meinen, dass es überhaupt kein Problem wäre, mal eine Woche lang keinen Alkohol zu trinken. Allerdings meinen sie auch, dass sie absolut sicher sind und es deshalb auch gar nicht erst beweisen müssen.

 

Dieses Kapitel ist aus meinem Buch.  Näheres unter Publikationen


Das Buch: "Leidest du noch oder lebst du schon?"  ISBN: 978-3-944444-02-4

Das Buch ist im Buchhandel, auf Amazon.de oder über uns erhältlich. Verlag: Misuna e. K. erhältlich. Preis 12,80 €

 

 

 

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